Ende Gelände

Autor: Frank PfabiganGeschrieben: 2002-12-27

Das Leben ist hart. So kann es zum Beispiel passieren, daß an Weihnachten die Grossmutter stirbt und man sich wieder mal wünscht, man hätte sie öfter besucht, denn sie wohnte nicht weit.

Wieder mal, weil die anderen Todesfälle noch gar nicht so lange her sind.

Ich neige normalerweise zum Ende des Jahres hin sowieso zu schwermütigen Gedanken, da ein Zyklus beendet wird und man vielleicht zurückblickt und über verschiedenes nachgrübelt. Dieses Jahr habe ich wirklich Anlass dazu.

Man erinnert sich automatisch an Begebenheiten aus der Kindheit, die nicht mehr zurückzuholen sind. Bemerkenswertes, Lustiges und Tragisches. Alles rauscht an einem vorbei und man fällt in ein Loch.

Diese Verluste erinnern einen immer sehr stark daran, dass man selbst auch nicht ewig hiersein wird. Dieser Gedanke bringt einen dann über einen längeren Zeitraum wieder raus aus dem Loch. Denn man konzentriert sich wieder auf das HIER und JETZT.

Die Stabilität, die man aus dem Wissen, daß es der Familie gut geht, schöpfen kann, ist aber erstmal dahin.

Nur langsam, durch den grauen Alltagstrott taumelnd, erlangt man seine ursprüngliche Stabilität wieder, wenn die Erinnerungen an diese Vorfïälle verblassen.

Man konzentriert sich auf die kleinen, unbedeutenden alltäglichen Aufgaben und versucht, sich nichts anmerken zu lassen.

Denn nichts ist schlimmer als Mitleid zu ernten. Mich bringt das erst recht nach unten und erschwert die Normalisierung des Lebens erheblich.

So schreibt man heimlich still und leise einen Artikel, um seine Gedanken zu verarbeiten und um allen anderen ein schönes Neues Jahr zu wünschen, in der Hoffnung, daß es Gutes bringen wird…